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  Lektion 33-40
 
Lektion 33, Text 1
Angst im Lager am Rhein



Lucius: Du Marcus, bist ein Überlebender jener Niederlage, die uns Arminius Im Teutoburgerwald zugefügt hat. Sag, fürchtest du etwa nicht, dass Arminius den Unsrigen wieder Fallen bereitet hat? Das Heer ist mit dem Führer Germanicus schon mehr als zwei Monate abwesend. Nachrichten kommen selten.

Marcus: Das ist kein Grund zum Fürchten, Lucius. Germanicus wird vorsichtiger sein als Verus, er wird nicht in die Fallen hinein laufen. Ein Mann, erfahren im Kämpfen, Legat Caecinus wird die Legion unversehrt über den Rhein zurückführen.

Lucius: Es gibt das Gerücht, dass der Herrscher das Heer sogar in jene traurige Orte von Veruse Niederlage geführt hatte, um die Seelen der dort getöteten zufrieden zu stellen.

Marcus: Ich heiße es nicht gut, dass Germanicus so gehandelt hat. Der Ort, der mit Gebeinen übersät und mit so viel Blut der Römer getränkt ist, ist verflucht. Die Soldaten werden bei diesem Anblick nicht kühner beim Kampf werden!

Lucius: Siehe Aggripina, die Frau des Feldherrn. Dort geht sie durch das Lager, durch freundliches Sprechen stärkt sie den Mut der Soldaten, denn sie weiß, dass diese sich um den Feldherrn und die Kameraden fürchten. Sie ist die Mutter des Lagers.

– Wenn doch nur der Feldherr mit dem Heer unversehrt zurückkehren würde.

Am folgenden Tage breitet sich das Gerücht, durch die Botschaft der Ubier, immer weiter aus, dass der Feldherr mit seinem Herr in den Sümpfen umzingelt worden war. Durch gehen wuchs das Gerücht von Tag zu Tag. Schließlich wurde im Lager erzählt, dass die Germanen, nachdem sie vier Legionen zerstört hatten, mit einem feindlichen Heer nach dem Rhein strebten. Die Soldaten liefen zusammen, um die über den Rhein gebaute Brücke zu zerstören, weil die Furcht vor den Germanen sie bewegte.









Lektion 33, Text 2



Agrippina greift ein



Dann stellte sich Agrippina, während sie ihre vor kurzem geborene Tochter auf dem Arm hielt, mitten auf der Brücke auf, und sprach die Soldaten, die dabei waren die Brücke zu zerstören, so an:

"Welche schändliche Furcht drang in eure Herzen ein, Soldaten, dass ihr beabsichtigt, durch das Zerstören dieser Brücke, ihnen den einzigen Rückweg abzuschneiden, weil ihr den Feldherrn und seine Kameraden vergessen habt. Ich jedenfalls werde mit meiner Tochter nicht von der Brücke weichen.

Verratet also euren Feldherrn!

Verratet die Kameraden und den Adler!

Versenkt die Frau des Feldherrn in dem reißenden Fluss, zu eurer ewigen Schande."

Nachdem die Soldaten die zornigen Worte der Frau gehört hatten, ließen sie von ihrem Versuch ab, weil sie von Scham bewegt waren. Und wenige Tage später kehrten Germanicus und sein Heer zurück.



Viele Jahre später gründete deren Tochter Agrippina, dann die Ehefrau des Kaisers Claudius, an diesem Ort, wo sie geboren worden war, die Stadt Colonia Agrippinensis.





Lektion 34, Text 1



Symmachus grüßt Ausonius



Du willst einen längeren Brief von mir erhalten, Ausonius. Dies ist sicher ein Anzeichen wahrer Freundschaft unter uns. Aber ich will lieber kurz antworten, weil ich mir meines Talentes und meiner armen Redekunst bewusst bin. Es ist nicht erstaunlich, denn es geschieht durch deine Schuld, wenn meine Beredsamkeit nicht gestärkt ist. Schon lange wolltest du mich nämlich durch irgendeines deiner Werke erfreuen. Dein Buch "Mosella", das du durch göttliche Verse geschaffen hast, fliegt nun durch Hand und Geist vieler Menschen Zu mir jedoch wollte es nicht fliegen.

Warum wolltest du mich an diesem Buch nicht teilhaben lassen. Das ist jedenfalls eine Ungerechtigkeit. Entweder schien ich dir zu wenig gebildet zu sein, dass ich es nicht beurteilen könnte, oder gewiss boshaft, dass ich es nicht loben wolle. Aber ich habe gute Sitten, dass ich lieber verschweigen will, was ich meine.

Ich gelangte dennoch zu dem Geheimnis jenes deines Werkes und verzeihe dir. Die Bewunderung für Mosella beseitigt das Gefühl von Ungerechtigkeit.

Ich würde dir nicht glauben, wenn du so großes und schönes über die Mosel erzählst, wenn ich nicht wüsste, dass du niemals, nicht einmal in deinen Gedichten, lügst.

Ich füge dein Gedicht den Büchern der berühmtesten Dichter hinzu.

Leb wohl!



Lektion 34, Text 2



Ausonius grüßt Symmachus



Wenn du mir doch verzeihen würdest, Liebster Symmachus, dass ich dir mein Buch Mosella noch nicht geschickt habe! Verurteile den befreundeten Dichter nicht wegen dieser Verzögerung! Denn der Dichter, weil er ja will, dass sein Werk möglichst gut ist, ist gewohnt, die noch nicht vollendeten Geschichten zurück zu halten und sie nicht einmal den besten Freunden zu schicken, damit sie gelesen, beurteilt und gelobt werden. Oder willst du lieber, dass ich schlechte und lächerliche Verse verfasse, als gut zusammengestellte.

Nun jedoch fliegt die Mosella ohne Verzögerung in deine Hände: Meine Verse wollen von dir gelesen, beurteilt und gelobt werden.

Lebe wohl!





Alamannensturm an Rhein und Mainz

Nach der Schlacht bei Strassburg befahl der Kaiser, dass die Körper aller Toten gesammelt werden, denn die Körper mussten gesammelt werden, damit die Vögel die nicht verzehren. Dann kehrte er nach Saverne zurück. Er hat befohlen, dass von dort aus mit allen Gefangenen die Beute zu den Mediomatriven geführt werden soll. Er selbst hatte vor, nach Mainz zu streben, um den Rhein über die Brücke zu überschreiten und danach die Barbaren im eigenem Gebiet anzugreifen.
Das Heer jedoch leistete diesen Widerstand und hinderte ihn daran den Krieg zu erneuern. Aber der Kaiser brachte mit Beredsamkeit und dem Ansehen den Soldaten seinen Willen näher. So folgten die Soldaten ihrem Anführer, nachdem sie von der Liebe zum Kaiser veranlasst worden sind, vor allem weil er selbst immer mehr Arbeit auf sich nahm, als er den Soldaten auferlegte.
Der Rhein ist auf der Brücke überschreiten worden um die Gebiete der Feinde zu besetzen und zu verwüsten. Die Barbaren jedoch, die von der Menge der Truppen unterdrückt und von der Niederlage bei Strassburg belehrt worden waren, was ihnen drohte, schickten die Boten vor um den Frieden zu erbitten. Aber später, nach der Wandlung des Willen, drohten sie durch andere Gesandten unseren einen heftigen Krieg an, wenn die nicht deren Gebiet verlassen würden.
Aus diesem Grund verteilte Caesar, über diese Dinge benachrichtigt, 800 Soldaten auf schnelle und mittelgroße Schiffe. Diesen befahl er, dass sie den Main hinauffahren und alles mit dem Wasser und Feuer verwüsten. Bei Tagesanbruch sind die Soldaten geführt worden, um die Ufer zu besetzen, aber der Anführer, nachdem er nichts Barbarisches gefunden hatte, erlaubte den Soldaten die Dörfer der Feinde zu plündern und anzuzünden.
Die Germanen sehen die Feuer aus der Nähe; eine Falle, die sie unseren an einer engen Stelle gestellt haben, mussten sie zurücklassen; um ihr Hab und Gut zu retten liefen sie schnell herbei. Unsere umzingelten die Barbaren von allen Seiten. Diese, die hier von Reitern, da von Soldaten, die durch Schiffe herantransportiert waren, erschreckt wurden, fanden trotzdem eine Gelegenheit zu entkommen, weil sie die Gegend kannten. Daher sollten unsere diese Schande auslöschen. Bei der Verfolgung des Gegners vernichteten sie die Landhäuser, das Vieh und das Getreide.
Endlich erkannten die Germanen -von Furcht veranlasst -, dass sie Frieden schließen mussten. Drei Könige von ihnen kamen zu dm Kaiser und schwörten, dass sie die Verträge einhielten, ja sogar unseren Getreide zu liefern. Dies haben sie versprochen. Treue vortäuschend und von Furcht gezwungen. Wenig später sogar die Barbaren...





Lektion 36, Text 1



C. Plinius an den Kaiser Traian



Ich bin es gewohnt alle Dinge, an denen ich zweifele, dir zu berichten, mein Herr. Wer nämlich kann meine Unwissenheit besser unterrichten? Mir wurde ein kleines Buch ohne Autor vorgelegt, das die Namen vieler Christen enthielt. Ich glaube, dass diese, welche leugneten, dass sie Christen seien oder gewesen seien, fortgeschickt werden mussten, als sie die Götter angerufen hatten, dein Bild verehrt und außerdem Christus beschimpft hatten. Es steht nämlich fest, dass diese, welche in Wahrheit Christen sind, zu jenem nicht gezwungen werden können. Einige aber behaupten, dass dieses ihre Schuld der ihr Irrtum gewesen sei, dass sie es nämlich gewohnt seien, an einem festgesetzten Tag, kurz vor Tagesanbruch zusammentreffen und Christus, wie einem Gott, ein Lied zu singen und sich mit einem Eid/Sakrament nicht zu irgendwelchen Verbrechen zu verpflichten, sondern keine Diebstähle, keine Raubzüge, keine Ehebrüche zu begehen, nicht die Treue zu brechen.

Sie versicherte, dass sie, nachdem diese Sachen durchgeführt worden seien, dass sie den Brauch gehabt hätten, sich zu entfernen und wieder zusammenzukommen, um eine einfache Speise zu sich zu nehmen. Ich glaubte, dass es notwendig sei, zwei Sklavinnen, sogar durch Foltern, zu fragen, was die Wahrheit sei. Doch ich fand nichts als einen sehr schlechten Aberglauben.

Deswegen fragte ich dich, nachdem die Gerichtsverhandlung verschoben worden war, um Rat: Ich will wissen, ob es mir erlaubt ist, dieser Verfahrensweise zu folgen:

Ich werde diese, die mir als Christen gemeldet worden sein werden, fragen, ob sie Christen sind. Wenn sie dieses verneinen, werde ich sie fortschicken. Wenn sie sich aber dazu bekennen, Christen zu sein, werde ich sie ein zweites und ein drittes Mal fragen, nachdem ich die Todesstrafe angedroht habe. Ich werde befehlen, diese, die darauf beharren, hinzurichten. Denn was auch immer es sein wird, was sie sagen, ihr Starrsinn wird sicher bestraft werden müssen.





Lektion 36, Text 2



Traian an Plinius Secundus



Es ist dir erlaubt, die Art zu handeln, die du schon gebraucht hast, mein Secundus, in den gerichtlichen Untersuchungen derer, die dir als Christen gemeldet worden sein werden, zu befolgen. Sie dürfen nicht aufgespürt werden. Aber wenn irgendeiner gemeldet und überführt wird, wird er bestraft werden müssen. Welcher verneint, dass er ein Christ ist, und dieses durch die Sache selbst offensichtlich macht, wird Verzeihung aus Reue erlangen. Die kleinen Bücher jedoch, welche dir ohne Autor vorgelegt werden, werden in keiner Anklage Berücksichtigung finden dürfen. Denn es gibt ein sehr schlechtes Beispiel und ist nicht unserem Zeitalter gemäß.











Lektion 37, Text 1



Christen vor Gericht



Unter dem zweiten Konsulat des Praesens und dem des Condianus, am 16. Tage vor den Kalenden des August (=17.Juli) wurden im Gerichtssaal in Karthago vorgeführt:

Speratus, Nartzalus, Cittinus, Donata, Vestia, Secunda und die Übrigen.

Der Konsul Saturninus sagte:

"Ihr könnt die Nachsicht unseres Herrn, des Kaisers erwerben, falls ihr zu einer guten Besinnung zurück kehren könntet."

Speratus sagte:

"Niemals taten wir Böses, wir verwendeten keine Mühe auf Unrecht, niemals schimpften wir, aber obwohl man uns schlecht behandelte, bedankten wir uns, auch achten wir unseren Kaiser." Der Statthalter Saturninus sagte:

"Wir sind sowohl gottesfürchtig als dass unser Glaube auch einfach ist.

Auch schwören wir beim Geist unseres Herrn, des Kaisers, sowohl beten wir für sein Wohl, was auch ihr tun solltet."

Speratus sagte:

"Wenn du mir ruhig zuhörst, sage ich dir das Geheimnis unserer Einfachheit."

Der Stadthalter Saturninus sagte:

"Ich werde keinesfalls zuhören, wenn du schlechtes unsere Heiligtümer redest, aber schwöre vielmehr auf den Geist unseres Herrn, des Kaisers."

Speratus sagte:

"Ich halte die Herrschaft dieses ganzen Zeitalters nicht für wichtig. Aber ich diene allein jenem Gott, den niemand von den Menschen gesehen hat und auch nicht mit seinen Augen sehen kann. Ich habe kein Verbrechen begangen, ich zahle ja sogar Steuern, wenn ich etwas kaufe."

Der Stadthalter Saturninus sagte zu den übrigen:

"Hört auf zu dieser Sekte zu gehören."

Cittinus sagte:

"Wir haben keinen anderen, den wir fürchten, außer den Herrn unseren Gott, der im Himmel ist."

Donata sagte:

"Die Ehre sei dem Kaiser, gleichsam wie (es) einem Kaiser (gebührt). Die Furcht jedoch sei allein Gott."

Vestia sagte:

"Ich bin ein Christin."

Secunda sagte:

"Das was ich bin, das selbst will ich sein."

Der Stadthalter Saturninus sagte zu Speratus:

"Beharrst du darauf ein Christ zu sein?"

Speratus sagte:

"Ich bin Christ."

Und alle stimmten ihm zu.

Der Stadthalter Saturninus sagte:

"Wollt ihr etwa einen Zeitraum bestimmen, um zu überlegen?"

Speratus sagte:

"In einer so gerechten Sache gibt es keine Überlegung."

Der Stadthalter Saturninus sagte:

"Welche Sachen sind in eurem Behälter?"

Speratus sagte:

"Die Bücher und Briefe von Paulus, einem gerechten Mann."

Der Statthalter Saturninus sagte:

"Habt dreißig Tage Aufschub und bedenkt."

Speratus sagte wieder:

"Ich bin Christ."

Und alle stimmten ihm zu.

Der Stadthalter Saturninus las den Beschluss von der Tafel vor:

"Speratus, Nartzalus, Cittinus, Donata, Vestia, Secunda und die übrigen haben gestanden, nach dem Brauch der Christen zu leben. Da sie ja starrköpfig darauf beharrten, obwohl ihnen die Möglichkeit angeboten worden war, zum Brauch der Römer zurückzukehren, wird beschlossen, sie mit dem Schwert zu bestrafen."

Speratus sagte:

"Wir danken Gott."

Nartzalus sagte:

"Heute sind wie (als) Märtyrer im Himmel. Dank sei Gott."

Saturninus der Stadthalter befahl durch den Ausrufer zu sagen:

"Ich befehle S., N., C., V., F., A., L., I., G., V., D. und S. in den Tod zu führen."

Alle sagten:

"Dank sei Gott."

Und sofort wurden alle für den Namen Christi enthauptet.

Amen.



Lektion 37, Text 2



Bericht des Prokonsuls



Saturninus der Statthalter hat Rom benachrichtigt, dass einige, die sich dazu bekannt hätten, nach christlichem Brauch zu leben, gefangen worden seien. Diese hätten sich geweigert auf den Geist des Kaisers zu schwören. Diese hätten gesagt, dass sie ganz allein ihren Gott fürchten. Er hätte diese gefragt, ob sie einen Zeitraum zum Überlegen wollten, aber diese hätten keinen Aufschub gewollt. Obwohl ihnen die Möglichkeit angeboten worden war, zum Brauch der Römer zurückzukehren, hätten diese wiederum darauf beharrt, Christen zu sein. Außerdem hätten die Christen den Behälter eines gewissen Paulus mit sich geführt, der frevelhaften Aberglauben durch das Römische Reich verbreitet hatte. Daher hätte er befohlen, diese Menschen für ihr Verbrechen (oder: diese verbrecherischen Menschen) zu enthaupten.



Lektion 38



Karolus Magnus – Karl der Große



I

Karl, der nach dem Tod seines Bruders durch die Übereinstimmung aller zum König der Franken gewählt wurde, hatte einen starken und größeren Körper und eine herausragende Gestalt, welche dennoch nicht über das rechte Maß hinaus ging. Er hatte eine helle Stimme, welche aber weniger zur Form seines Körpers passte. Er war von einer guten Gesundheit, außer dass er, bevor er starb, häufig von Fieberanfällen gepackt wurde. Und dann jedenfalls handelte er mehr nach seinem eigenen Willen, als nach dem Rat der Ärzte, die er beinahe hasste, weil sie ihm rieten, gebratenes Fleisch in den Speisen weg zu lassen, an das er sich gewöhnt hatte. Beim Essen und Trinken war er zurückhaltend, aber beim Trinken war der König zurückhaltender, weil er die Trunkenheit bei jedem Menschen sehr verabscheute. Während des Essens hörte er irgendeine Musik oder einen Vorleser. Es wurden Geschichten von alten Taten gelesen.





II

Er hatte so große Sorge um die Erziehung der Söhne und Töchter, sodass er niemals ohne sie selbst aß und niemals ohne sie verreiste. Er wollte seine Töchter, obwohl sie äußerst schön waren und von ihm sehr geliebt wurden, niemandem von den seinigen oder auswärtigen in die Ehe geben, sondern er hielt alle bei sich in seinem Haus bis zu seinem Tode zurück, weil er sagte, dass er ihre Gesellschaft nicht entbehren könne.



III

Er war nicht nur mit der Muttersprache zufrieden, er studierte auch Fremdsprachen. Unter diesen lernte er so Latein, dass er es gewöhnt war in jener wie in der Muttersprache zu reden, er konnte die griechische Sprache aber besser verstehen als sprechen. Er pflegte die freien Künste mit sehr hohem Eifer. Er betete am meisten die Lehrer dieser an, weil er ihnen die größte Ehre zu teil werden ließ. Er hatte Alkuum, vom Volk der Briten, jedoch aus Sachsen, einen sehr gelehrten Mann, als Lehrer, um bei ihm sowohl die Redekunst, als auch die Logik, aber vor allem Astrologie zu lernen. Am meisten verwendete er auch Zeit und Arbeit auf die Kunst des Rechnens. Er versuchte zu schreiben und pflegte darum die Tafeln im Bett unter das Kopfkissen zu legen, um immer, wenn er Freizeit hatte, seine Hand an das Bilden von Buchstaben zu gewöhnen, aber die Arbeit gelang nicht recht, da sie zu spät begonnen wurde.



Lektion 39, Text 1



Von Größe und Aussehen des neuen Germaniens



Donau und Rhein, welche einst das Gebiet Germaniens einschlossen, fließen nun mitten durch die Felder Germaniens. Die Region Belgien, die im ersten Jahrhundert vor Christus, wie Caesar schrieb, der dritte Teil Galliens war, gehörte nun zum größten Teil, durch Sprache und Bräuche zu Germanien. Ganz Raetien und Norichen und was auch immer zwischen Donau und Alpen lag haben die Germanen, und es gibt keine Alpen, deren dem Himmel benachbarte Gipfel die Deutschen nicht besitzen würden. Diese Überschritten in Richtung Osten nicht nur die Elbe, sondern auch die Oder und die Weichsel.

Jeder weiß, dass das Gesicht Germaniens nun schöner ist, als es einst war. Wir sehen überall bebaute Äcker, Weinberge, Obstgärten, liebliche Landhäuser, in den Bergen gelegene Burgen und mit Mauern befestigte Städte. Die glänzenden Städte, durch die große Flüsse fließen, sind von beiden Ufern mit starken Brücken verbunden.









Lektion 39, Text 2



Von der Macht Germaniens



Die Macht der Germanen ist in drei Teile geteilt. Denn die Kirchenfürsten, weltliche Landesfürsten und freie Reichsstädte, wenn sie auch einen einzigen Kopf haben, den römischen Kaiser, so leben sie dennoch jeder nach eigenem Willen. Unter den Kirchenfürsten haben drei Erzbischöfe eine Stimme bei der Wahl des Kaisers: Mainz, Trier und Köln. Mit diesen gibt es vier andere Kurfürsten von den weltlichen Landesfürsten. Der erste unter ihnen ist der König der Böhmen, der zweite ist der Pfalzgraf bei Rhein, der dritte der Anführer Sachsens und der vierte der Markgraf von Brandenburg.

Die Reichsstädte, die man freie nennt, werden allein dem Kaiser unterworfen, dessen Joch gleich der Freiheit ist. Nicht fünfzig, nicht siebzig, sondern mehr als achtzig dieser Reichsstädte genossen diese Freiheit.







Lektion 39, Text 3



Über die Sitten und Lehren



Über die Sitten und Lehren muss einiges gesagt werden, damit ihr seht, dass das neue Germanien jenes alte, das Tacitus lobte, übertrifft. Weder verletzt jemand einfach das Gesetz bei euch, noch fehlt es euch an guten Gesetzen. Gäste werden mit freundlichem Gesichtsausdruck empfangen, aber mit besserem Herzen. Sie leben zivilisiert miteinander mit allen Volksstämmen.

Das Studium der Wissenschaft und aller Künste blüht bei euch. Viele große Städte in Germanien haben auch Schulen, in welchen sowohl das Rechts, als auch die Medizin, als auch die freien Künste überliefert werden: Köln, Heidelberg, Prag, Erfurt, Leipzig, Wien, Rostock. Wenn doch nur jemand von jenen alten aus dem Tode wieder auferstehen würde, wie jener Ariovistus, der im 58. Jahr nach Christus in Gallien mit Iulius Caesar gekämpft hatte, weswegen er ungeheuer große Truppen aus Germanien führte. Wenn dieser unser Land und unsere blühenden Städte sehen würde, wenn er die Bräuche der friedlichen Menschen sehen würde, er würde verneinen, dass dies sein Vaterland sei.



Lektion 40, Text 1



Der Mensch und der Fortschritt



Sogar die Denkweise, welche wirtschaftlich genannt und mit dem Wort fortschrittlich verbunden ist wird in den Zweifel gezogen.

Heute kann man wahrhaftig besser erkennen, dass die reine Anhäufung von Gütern und Dienstleistungen, wenn auch die Anhäufung die meisten Menschen begünstigt, nicht genug ist, um das menschliche Glück zu verfolgen.

Und deswegen entreißt die Möglichkeit über vielfältige wirkliche Güter zu verfügen, welche in diesen Zeiten durch wissenschaftliche und technische Leute bewirkt haben, - nachdem die eine Sache hinzugefügt wurde, welche Informatik genannt, - und die Menschen nicht aus jeder Knechtherrschaft.

Im Gegenteil: Die Erfahrung der letzten Jahre lehrt, dass Reichtum und Mächte, welche dem Menschen auf einen Wink zur Verfügung stehen, sich gegen ihn wenden, um ihn zu unterdrücken, wenn sie nicht mit dem sittlichen Urteil und durch das Streben nach dem wahren Gut der Menschen regiert werden können.





Lektion 40, Text 2



Der Mensch und die materiellen Güter



Der Mensch braucht ohne Zweifel die Güter, die von der Industrie gemacht worden sind, welche durch häufige Fortschritte vergrößert wird, der Wissenschaft und der Technik...

Die Gefahr des schlechten Gebrauchs der Konsumgüter hingegen steht keinesfalls entgegen der Wertschätzung und des Gebrauchs der neuen Güter und Mächte, welche zur Verfügung stehen. Ja sogar müssen sie als Geschenk Gottes betrachtet werden.

Es ist notwendig, damit man dennoch zum wahren Fortschritt der Menschheit gelangen kann, dass nicht jene Teile des Verstandes vernachlässigt werden, in denen die eigentliche Natur des Menschen besteht, den Gott selbstverständlich nach seiner Vorstellung und seinem Ebenbild geschaffen hat. Die körperliche und geistige Natur besteht aus zwei Grundstoffen: aus der Erde, aus welcher Gott den Körper des Menschen formt und dazu der Geist des Lebens, welchen er ihm selbst einhaucht.
 
   
 
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