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Lektion 22, Text 1
Tantalus
Tantalus, der Sohn von Jupiter, war König von Lydien. Er besaß große Reichtümer. Einst dachte er bei sich: "Was fehlt mir? Ich besitze alles, ich bin ein Freund der Götter. Die Götter laden mich sogar ein, damit ich an ihren Gastmählern teilnehme. Wer hat schon eine solche Ehre empfangen? Ich esse gerne mit den Göttern und besuche sie oft, um ihre Geheimnisse zu erfahren. Wer kann mich denn daran hindern, dass ich sie nicht den Menschen verrate?
Denn mit diesem Plan wird ich die Geheimnisse der Götter verraten, in der Absicht, dass die Menschen die Götter nicht fürchten. Ich sah nämlich, dass die Götter die Menschen weder an Tapferkeit, noch an Macht, noch an Klugheit übertreffen. Dann werden sich die Menschen nicht mehr darum kümmern, die Götter mit Opfern anzubeten.
Ich kenne die Pläne der Götter genau. Ich nehme an ihren Gastmählern teil. Was steht zwischen mir und den Göttern? Ich esse Götterspeise und trinke Nektar. Wer kann verhindern, dass ich nicht die Speisen der Götter den Menschen weitergebe? Das eine versuche ich, das eine wünsche ich, um zu beweisen, dass die Götter nicht weise sind. Denn sie glauben, dass sie alles sehen, hören und wissen.
Ich werde meinen Sklaven befehlen, dass sie eine den Göttern unbekannte Speise zubereiten. Ich werde befehlen, dass sie Pelops, meinen Sohn, töten und den Göttern zum Essen vorsetzen. Ich werde sie täuschen. Ich, König Tantalus, werde die großen Götter durch meine Klugheit übertreffen!"
Lektion 22, Text 2
Tantalus in der Unterwelt
Tantalus steht mitten im Teich. Er wird von heftigem Durst gequält. Von allen Seiten wird er von kaltem Wasser umgeben. Aber wenn er zu trinken wünscht und sein Mund sich dem Wasser nähert, weicht das Wasser sofort zurück. Er wird von heftigem Hunger gequält. Die schönsten Früchte hängen über seinem Kopf. Wenn er sich bemüht, sie zu fangen, weichen die Zweige zum Himmel zurück. Schließlich bewirkt ein Steinbrocken, der über ihm hängt, dass er immer sehr hoher Todesangst lebt.
So schreit Tantalus, weil er gequält ist: "Oh Götter, war ich denn nicht euer Freund? Habt ihr mir denn nicht Macht und Reichtümer gegeben? Kann ich euch denn nun nicht dazu bewegen, mich von solchen Schmerzen zu befreien?"
Doch die Götter schweigen.
Lektion 23
Antigone
Antigone: Oh, meine teure Schwester, Ismene. Ich kenne kein schlechteres Schicksal, als das göttliche Recht uns und unserem Stamm nicht gibt. Denn vom Schicksal gezwungen, kam Oedipus, unser unglücklicher Vater, nach Theben und heiratete unwissend Iocaste die Königin, seine Mutter – bald unsere Mutter. Nachdem unsere Eltern diese Schande bemerkt hatten, nahm sich Iocaste das Leben und Oedipus bot, nachdem er sich durch seine eigene Hand geblendet hatte, bis zu seinem Lebensende ein Beispiel für das grausame Schicksal.
Ismene: Warum erneuerst du den so heftigen Schmerz nun, Antigone?
Antigone: ...damit du die Erinnerung festhältst, dass der Zorn der Götter ungeheuerlich ist. Denn Menschen, die das göttliche Recht brechen, büßen schwer. Haben denn nicht auch unsere Brüder Eteodes und Polynices die Götter verletzt? Durch Zwietracht bewegt, wurde ein Bürgerkrieg bereitet und während einer einen anderen mit einem Schwert tötet, wurde für eine frevelhafte Sache gebüßt.
Ismene: Ich weiß das alles, Antigone. Bist du etwa durch etwas neues so stark bewegt, dass du immer von den Brüdern erzählst?
Antigone: Aber ja! Hast du etwa nicht auch von Creon gehört, der nun Theben regiert, dass er ein frevelhaftes und gefährliches Gesetz erlassen hat?
Ismene: Ich habe noch nicht von den Gefahren gehört, die uns drohen. Sag es, Schwester, damit ich es weiß.
Antigone: Der König hat verkündet: "Der eine Bruder, Eteocles, soll mit einem Grab versehen werden, weil er die Stadt verteidigte. Aber der andere, Polynices, soll von den Thebanern unbestattet zurückgelassen werden, weil er Theben feindlich gesinnt war! Der Körper dieses verbrecherischen Menschen soll als Beute für die wilden Tiere dienen! So soll der Feind bestraft werden! Die Bürger jedoch sollen meinen Zorn fürchten! Der, der mein Gesetz bricht, soll getötet werden!"
Ismene: Oh, ihr unglücklichen Brüder! Oh, die so große Grausamkeit des Königs! Was sollen wir machen, Antigone?
Antigone: Lass uns nicht lange nachdenken, aber wir sollen das machen, was die Götter fordern, Ismene! Wir Schwestern müssen sowohl den Göttern gehorchen, als auch den Brüdern helfen: Wir müssen den Bruder begraben, auch wenn die Kraft Creons groß ist. – Oder zweifelst du etwa?
Ismene: Ich weiß nicht... Seid dir jedoch bewusst, dass wir Frauen sind, deren Kräfte schwach sind. Wir können nicht der Macht des Königs Widerstand leisten und zugleich unser Leben unversehrt retten.
Antigone: Wenn ich den Göttern gehorche, werden sie mir Hilfe bringen. Weil es uns das göttliche Rechts und der Brauch der Vorfahren befiehlt, werde ich nun diese Pflicht leisten. Wenn du träge bist, werde ich dieses, das den Göttern gefällt, alleine machen.
Ismene: Wie sehr fürchte ich um dein Heil, Schwester! Wenn doch, solltest du es bei Nacht machen, was du im Sinn hast!! So wirst du vielleicht dein Leben bewahren...
Antigone: Die richtige Gesinnung wird unter der Sonne von den Göttern erkannt. Nun wird der Bruder von meiner Hand begraben werden!
Lektion 24, Text 1
Ein Wunder schafft Probleme
Amphitruo: Sei mir gegrüßt, Tiresias, Seher der Thebaner.
Tiresias: Sei mir gegrüßt Amphitruo. Ich hoffe dir geht es gut.
Amphitruo: Mir geht es schlecht, sehr schlecht! Die Frauen sind schrecklich!
Tiresias: Ist die Sache wahr? Alle?
Amphitruo: Alle! Besonders jene, die ihre Ehemänner täuschen und betrügen. Wenn die Götter und Göttinnen jene doch bestrafen würden!
Tiresias: Warum bist du so zornig? Deine Frau jedenfalls ist dir treu.
Amphitruo: Ach! Von jener selbst bin ich auf grausame Weise betrogen worden. Nun bin ich das Gelächter aller Menschen. Ich, Amphitruo, Heerführer der Thebaner!
Tiresias: Was ist denn der Grund für dieses Gelächter?
Amphitruo: Du weißt, dass Alcumena vor kurzem Zwillinge zur Welt gebracht hat, Iphicles und Herkules. Sie waren gesund und schön, der eine und der andere. Wie glücklich ich war an jenem Tag! Mit Freude habe ich Jupiter mit meiner Hand einen Stier geopfert! Und heute habe ich erkannt, dass jene Jungen nicht meine Söhne sind.
Tiresias: Auf welche Weise hast du dieses erkannt?
Amphitruo: Ich war im Park, als ich plötzlich die Mägde schreien hörte. Ich laufe sofort nach Hause und werde mit großer Furcht ausgestattet:
Ich sehe in der Wiege der Jungen zwei Schlangen. Bevor ich etwas tun konnte, ergriff Herkules die Bestien mit den Händen, erdrückte und tötete sie. Ein Junge von wenigen Monaten!
Die Furcht wich der Bewunderung, die Bewunderung dem Zorn:
Dies ist nicht der Sohn eines sterblichen Menschen! Ich bin nicht der Vater dieser Zwillinge. Aber welcher Halbgott hat jene erzeugt? -
Jedenfalls hat Alcumena die Treue verletzt!
Jener Ehebruch muss bestraft werden! -
Oh Tiresias, was soll ich tun?
Text 2
Die Erklärung des Wunders
T: Es gibt keinen Grund, dass du Alkmene zürnst, Amphitryon; immer war sie die treu.
A: War sie nicht! Die Götter sollen jene als auch ihren Ehebrecher verderben.
T: Ich behaupte jene selbst ist getäuscht worden. Während du mit dem Heer von Theben fern warst, hat Jupiter deine Frau besucht.
A: Jupiter?! Dennoch schwor diese mir immer wieder die Treue gehalten zu haben.
T: Du sagst die Wahrheit. Jupiter nämlich, weil er wusste, dass Alkmene dich liebt, dachte sich eine List aus... er hat sich in deine Gestalt verwandelt. Deine Ehefrau glaubte, ihren Ehemann, nicht einen Gott zu umarmen.
A: Oh schweig!
T: Am folgenden Tag bist du aus dem Krieg zurückgekehrt. So kommt es, dass Herkules der Sohn Jupiters, Iphicles jedoch dein Sohn ist.
A: Soll ich sie alles etwa glauben? Soll ich etwa glauben, Jupiter selbst betrüge und täusche die Menschen gegen göttliches und menschliches Recht? Diesen Gott werde ich nicht mehr anbeten, diesem werde ich nicht mehr opfern.
Lektion 25
Text 1
HYDRA
Einst wurde ein grausames Ungeheuer mit dem Namen Hydra von Iuno nach Griechenland geschickt, um Herkules zu vernichten.Diese Göttin war nämlich mit großem Hass auf den Sohn ihres Mannes Zeus erfüllt, dass sie ihn auf alle Arten zum Schaden war. Hydra, welche in Sümpfen lebte, erschreckte die Menschen und wilden Tiere. Aus ihrem hässlichen Körper erhoben sich 12 Schlangenköpfe, die giftigen Atem auf alle schickte die sich näherten. Herkules, der von dem König Eurystheus den Einwohnern zur Hilfe geschickt worden war, näherte sich mit Iolaus, dem Sohn seines Bruders Iphiclis, der ihn oft begleitete, um ihm in Gefahren zu helfen, dem Sumpf. Er ließ die Einwohner dieser Region fern bleiben, damit sie keinen Schaden erlitten. Hydra eilt sofort herbei: 12 Köpfe erheben sich, um den tödlichen Atem auf die Männer zu hauchen. Herkules hällt den Atem an, um nicht von dem Gift erfüllt zu werden, und fängt an mit einer schweren Keule auf die Köpfe des Ungeheuers einzuschlagen. Während er so kämpft, kneift ein ungeheuer großer Krebs, der von Iuno der Hydra zur Hilfe geschickt worden ist, mit seinen scharfen Zangen Herkules in den Fuß; durch den Schmerz gequält tötet der starke Mann ihn mit einem Fußtritt.
Er glaubte schon, dass er der Sieger sein wird, als Iolaus plötzlich rief: „Wir müssen kämpfen, Herkules! Obwohl du auf die vielen Köpfe einschlägst, wird die Anzahl dieser nicht geringer. Sieh da: Immer wieder wachsen andere Köpfe. Hydra ist unbesiegbar.g
Die durch diese Sache gezwungenen tapferen Männer zogen sich zurück, um zu atmen und zu überlegen.
Ioalus: „Was sollen wir machen? Wennd ie Köpfe nicht immer von neuem wachsen würden, wäre unsere Arbeit leicht. Wie sollen wir verhindern, dass sie wachsen?
Hercules sagte, nachderm er lange bei sich überlegt hatte: „Bring mir angezündete Bäume, Iolaus. Brenn die Wunden aus, die ich dieser Bestie zufüge. Lass uns auf diese Weise verhindern, dass die Köpfe wachsen.g
So machen sie es: Der Kampf wird fortgesetzt Hydra wird endlich besiegt. Der letzte Kopf wurde unter einem großen Stein versteckt. Dann tauchte Hercules seine Pfeile in das todbringende Blut der Hydra ein.
Text 2 Das Ende des Hercules
Einst kam Hercules mir seiner Ehefrau Deinaria auf einer Reise zu einem so reißenden Fluß, dass er nicht auf Füßen überquert werden konnte. Nessus, ein gewisser Zentaur, der zufällig da war versprach, dass er die Faru auf den Rücken zum anderen Ufer tragen werde. Hercules, der Mann von großer Stärke, schwamm hinüber, als er plötzlich hörte, dass seine Ehefrau schrie und den Zentaur sie wegtragen sah, um der Frau Gewalt anzutun.
Hercules schießt mit Zorn erfüllt einen Pfeil, er trifft Nessus. Sofort vergiftet das Gift der Hydra das Blut und den Körper dessen. Vor dem Tod gab Nessus Deinaria einen Rat, die mit dem Wunderblut vergiftete Tunika wegzutragen: "Wenn du irgendwann einmal an der Liebe deines Mannes zweifelst, dann sorge dafür, dass er diese Tunika anzieht. Dieses wird deinen Ehemann sofort zwingen zu der Liebe zu dir zurückzukehren."
Viele Jahre später gab Deinaria diesem jene Tunika, weil sie fürchtete von Hercules verlassen zu werden. Sobald er diese angezogen hatte, drang das Gift der Hydra in seinen Körper ein. Hercules wurde von großen Schmerzen gequält und versuchte die Tunika auszuziehen. - Vergeblich. Schließlich hat Hercules erkannt, dass sein Lebensende da ist. Er befahl, dass die Freunde einen großen Scheiterhaufen errichten. Sobald er diesen mit festem Mut bestiegen hatte, entflammten Blitze, von Iuppiter geschickt, den Scheiterhaufen. Dann hob der Vater den auf den ganzen Erdkreis hochberühmten Sohn mit einem Viergespann in den Olymp, damit er in der Götterfamilie ein Gott war.
Lektion 26, Text 1
Ein Abstieg in die Unterwelt
Einst lebte der dichter Orpheus in Thrakien. Diesem hatten die Götter eine hochberühmte Kunst verliehen: Mit seinen Liedern, die er zur Harfe sang, erfreute er nicht nur Menschen, sondern bewegte auch wilde Tiere, ja sogar Bäume und Felsen so sehr, dass sie sich freuten, Schmerz empfanden, lachten und weinten wie Menschen. Diesen Dichter heiratete Eurydice, die schönste Jungfrau von Thrakien, von Liebe ergriffen. Aber das Schicksal machte ihrem Glück bald ein Ende, nicht aber ihrer Liebe: Während Eurydice mit ihren Freundinnen über eine Wiese schlenderte, wurde sie durch den Biss einer Schlange verletzt und sofort von dem Gift getötet. Orpheus trauerte heftig über den Tod seiner Frau, klagte mit wütenden Worten die Götter an: „Wer von euch kann mir sagen, warum ihr so grausam seid, Götter?
Aus welchem Grund werden die Menschen immer von euch gequält? Wer von euch hat meine arme Eurydice und mich zu Grunde gerichtet?g
Nachdem Orpheus so sein elendes Schicksal beweint hatte, sagte er: „Meine Worte nützen nichts! Warum gehe ich nicht zu den Göttern der Unterwelt, damit sie mir meine Ehefrau zurückgeben?g
Er begab sich zur Porta Taenaria, jenen Ort, wo der Orcus, das Reich der Götter der Unterwelt, betreten wird. Mir seinen Liedern besänftigte er auch Cerberus, den dreiköpfigen Hund, der am Tor wachte, so sehr, dass er den tapferen Mann zu den Göttern hinabsteigen ließ. Endlich gelangte er durch die Menge der Seelen, die ohne Körper durch die Finsternis wanderten zu Pluto, dem König der Unterwelt, und Proserpina, seiner Frau.
Text 2
Holt Orpheus Eurydice aus dem Totenreich zurück?
Pluto staunte, weil ein lebendiger Mensch hierher eingedrungen war: „ Ich frage dich, auf welchem Weg du in unser Reich eingedrungen bist und mit welcher Absicht du das ewige Gesetz der Götter verletzt. Orpheus: „Du fragst mich, Pluto, warum ich hierhin gekommen bin. Gewiss bin ich nicht in den Orcus hinabgestiegen, um diese scheußliche Gegend vor meiner Zeit zu sehen. Der Grund dieses Weges ist meine Ehefrau. Ich will wissen, warum Eurydice jung mit mir verheiratet, mir geraubt worden ist. Ich konnte den Schmerz nicht ertragen: Amor hat gesiegt! Dieser Gott ist auch in dieser Gegend nicht unbekannt, denn auch dich und Proserpina hat die verbunden, wie die Sage berichtet. Ich weiß genau, dass wir Menschen früher oder später zu euerem Sitz kommen und dass dieses Haus das letzte für alle ist. Ist es etwa Eurydice und mir nicht erlaubt dann hierher zu kommen, wenn wir die Zahl unserer Lebendjahre vollendet haben?g
Und er besang zur Harfe von seiner Liebe und seinem Schmerz. Er rührte das Gemüt des Pluto, er rührte das Gemüt der Proserpina. Sie ließen Orpheus zum Licht vorangehen, Eurydice nach ihm folgen, aber sie fügten eine harte Bedingung hinzu: Wende deine Augen auf dem Weg nicht zurück. Oder alles wird vergeblich sein. Orpheus ging auf dem steilen, dunklen und langen Weg voraus. Schon waren sie nicht mehr fern der Porta Taenaria, schon sahen sie da Licht der Sonne, als jener aus Sehnsucht dir Frau zu sehen bewegt, zurückblickte. Vergeblich versuchte Eurydice die Hand des Ehemannes zu berühren; sagte ein letztes „Lebe wohl!g. Wiederum getötet, diesmal von der allzu großen Liebe ihres Ehemannes, kehrte sie wieder zu den Göttern der Unterwelt zurück.
Lektion 27:
Text 1: Penelope am Webstuhl
Oh Ulixes, warum hat sich die Erinnerung an
deine Frau aus deinem Gedächtnis entfernt?
Weißt du etwa nicht, wie viele Jahre und mit
wie großer Sehnsucht ich dich erwartet habe?
Als ich erfahren hatte, dass Troja, das zehn Jahre
belagert worden war, endlich erobert worden war,
wie glücklich war ich an jenem Tag.
Dann schließlich war es mir erlaubt zu hoffen, dass
du innerhalb weniger Monate nach Hause
zurückkommen würdest.
Immer wenn gemeldet worden war, dass irgendein Schiff
an der Küste Ithacas angekommen sei, glaubte ich,
dass du in diesem Schiff wärest.
Die Griechen, die die Kämpfe überlebt hatten, kehrten
inihr Vaterlang zurück und wurden mit großer Freude von
ihren Angehörigen empfangen.
Ich wartete jedoch vergeblich auf meinen Mann.
Du bist nicht zurückgekommen, obwohl ich wusste,
dass du Troja schon vot fast zehn Jahren verlassen hast.
Man sagt auch, dass du neulich an irgendeinem Ort gesehen
worden bist...
Ich weiß nicht, ob du von einer anderen Liebe gefangen worden bist...
Kein Wunder - Es ist die Wahrheit, dass ich nun alt bin.
Aber warum vermisst du noch nicht einmal Telemachus, deinen Sohn
und auch nicht Laertes, deinen alten Vater?
Diese brauchen dichLjedoch nicht weniger als deine Ehefrau.
Oh, wenn Paris Helena doch nicht geraubt hätte!
Wenn die Anführer der Griechen von Menelaus nicht
zusammengerufen worden wären, damit sie nach Asien
gängen und die Vergeltung von den Trojanern erböten,
- wärst du zu Hause geblieben, würden wir zusammmen leben,
würden wir zusammmen Telemachus heranwachsen sehen
-wir wären glücklich gewesen!
Aber Paris raubte Helena, Menelaus war allzu sehr gierig auf die
Vergeltung, sodass du mit den übrigen Griechen nach Asien
segeltest.
Oh, wie viele Menschen wurden vor Troja getötet,
Oh wie viele Ehefrauen, Eltern und Kinder wurden durch Furcht und
Schmerzen gequält!
Warum? - Die Männer wurden wegen dessen Ehre verletzt.
Text 2: Die Feier der Penelope
Hörst du etwa nicht, dass diese Männer nun in deinem Königspalast
schreien und singen?
Als sie gesehen hatten, dass dein Königreich des Königs beraubt war,
kamen viele, um mich, deine Ehefrau, zu heiraten, um auf diese Art und
Weise selbst regieren zu können.
Wenn sie wüssten, dass du zurückkämest, kämen sie nicht und wären
nicht so unverschämt.
Nun aber missbrauchen sie die Gastfreundschaft, sie töten unsere Herden,
sie trinken unseren Wein. Tage und Nächte feiern sie Feste.
Auch wenn mir einer der Freier gefiele, ist es Aufgabe der Mutter die Herrschaft
des Sohnes zu bewahren.
Daher habe ich mir eine List ausgedacht:
Ich habe gesagt, ich müsse das Leichenkleid Laertes, deines Vaters, weben,
sonst sei es mir nicht erlaubt zu heiraten.
Tagsüber webte ich also das Kleidungsstück, aber nachts wie jetzt löste ich dies
wieder auf.
Ich weiß nicht, wie lange ich die Freier mit dieser List betrügen kann.
ich weiß nicht, was sie tuen, wenn sie den Betrug erfahren würden.
Ich höre, dass sich Stimmen und Schritte von Menschen nähern...
Wehe mir!
Lektion 28
Pro und Contra
Die Gesandten trugen mit schweren Worten die Sorgen der Bürgerschaft vor. Nachdem die Konsuln deren Worte gehört hatten, versprach sie Hilfe. Inzwischen wurde, nachdem die Gesandten in die Häuser der adligen Römer eingeladen worden waren, Carneades, jener hochberühmte Philosoph der Athener, gefragt, ob er eine Rede über das Wesen der Götter halten könne.
Carneades: "Von euch gefragt, Römer, ob es Götter gibt antworte ich: >Es gibt sie.< Meiner Meinung nach jedenfalls, kümmern sich die unsterblichen Götter um die Sachen der Menschen und regieren die ganze Welt. Daher verehren die Menschen nicht nur zu Rechts die Götter durch Opfern, sondern bewahren auch die Treue, die Gerechtigkeit und die Frömmigkeit, die uns von den Göttern gegeben worden sind. Dieselben machen auch gute und gerechte Bürgerschaften. Wenn nicht ihr, Römer die Frömmigkeit den Göttern gegenüber bewahrt und die guten Sitten und die Gerechtigkeit gepflegt hättet, wäre euer Staat niemals mit so großem Ruhm versehen worden."
Nachdem sie die schmeichelhaften Worte gehört hatten, freuten sich alle. Als Carneades am folgenden Tag wieder eingeladen wurde, um eine Rede zu halten, kamen sogar mehr zusammen, weil sein Ruf über die ganze Stadt verbreitet worden war. Als Stille eingekehrt war, sagte Carneades: "Gestern habt ihr mich gefragt, ob es Götter gibt. Ich behauptete, dass es sie gäbe. Heute werde ich euch zeigen, dass es keine Götter gibt. – Denn die Götter, wenn es sie gäbe, würden die Welt sehr gut regieren. Jedoch frage ich euch: >>Wird die Welt etwa sehr gut regiert? Seht ihr etwa, dass die Götter die verbrecherischen Menschen an ihren Übeltaten hindern oder sie bestrafen?<<
Die Götter, weil sie nichts zu machen scheinen, schlafen entweder oder es gibt sie überhaupt nicht.Daher bewegt eine unnütze Furcht die Menschen vor den Göttern. Ja es ist wahrhaftig sogar, wenn die Sorge der Götter fehlt, die Aufgabe der Menschen Gesetzte zu geben und es ist die Aufgabe der Menschen schlechte Bürger und schlechte Bürgerschaften im Zaum zu halten. So habt ihr Römer, nachdem ihr die Grenzen des Reiches ausgedehnt habt, fremden Völkern eure Gesetzte auferlegt. Auf diese Weise ist euer Staat mit einem solchen Ruhm versehen worden. Daher waren die Götter weder nötig noch sind sie es."
Nachdem sie diese gottlosen Worte gehört hatten, wurde Carneades Rede dennoch von einigen gelobt. Besonders junge Männer und Frauen freuten sich, dass die Sache nach beiden Seiten hin diskutiert wurde. Die Senatoren jedoch riefen den Senat zusammen, weil sie meinten, dass die Sitten der Vorfahren durch jene griechische Philosophen zerstört worden seien, und befahlen Carneades und allen Philosophen aus Rom hinaus zu gehen.
Lektion 29:
Text 1: Socrates
Man hielt Socrates, den Sohn der Hebamme Phaenarete und des
Steinmetz Sophroniscus, sowohl nach Übereinstimmung der Menschen
als auch des Oracels des Apolls für den Weisesten.
Dieser riet den Menschen nur Gutes von den unsterblichen Göttern zu erbitten.
Von den Göttern nämlich, die wissen, was für uns gut und nützlich ist, erstreben
wir meistens, was uns schadet.
Lektion 29:
Text 1: Socrates
Man hielt Socrates, den Sohn der Hebamme Phaenarete und des
Steinmetz Sophroniscus, sowohl nach Übereinstimmung der Menschen
als auch des Oracels des Apolls für den Weisesten.
Dieser riet den Menschen nur Gutes von den unsterblichen Göttern zu erbitten.
Von den Göttern nämlich, die wissen, was für uns gut und nützlich ist, erstreben
wir meistens, was uns schadet.
Denn du, der Geist des Menschen, umhüllt von der Finsternis des Irrtums
und der Unwissenheit, wünscht viel Falsches:
Du sterbst nach Reichtum, obwohl er viele zu Grunde richtet,
du begehrst Ehre, die die meisten verdreben
Also höre auf, dich nach ( fehlt )zu sehnen!
Überlasse dich dem Spruch der Götter.
Indem die Götter das Gute auswählen und zuteilen, gelangt man zur Tüchtigkeit.
Text 2: Die Verteidigungsrede des Socrates
Was hat mir diesen schlechten Ruf angetan?
Höret, Richter! Ich habe jene Schande empfangen aus keinem anderen Grund
als einer gewissen Weisheit. - Aber was ist diese Weisheit, die mir das Oracel
des Appols zugewiesen hat?
Als das Oracel herausgegeben wurde, dachte ich bei mir:
Ich jedenfalls weiß genau, dass ich nicht weise bin.
Was also hat der Gott mit diesen Worten erklärt?
Schließlich fing ich an auf diese Art und Weise Untersuchungen über das
Oracel anzustellen:
Ich suchte einen adligen Mann, der allen und vor allem sich selbst weise zu sein
erschien, um zu zeigen:
Dieser Mann ist weiser als ich!
Indem ich diesen betrachtete, fragte und untersuchte - diesen nenne ich nicht; er war
einer von diesen, die zu den Politikern gehören - erkannte ich, dass dieser Mann
jedenfalls weise schien, er es aber nicht war.
Dieses zeigte ich ihm, während mir viele zuhörten.
Daher war nicht nur er, sondern auch viele andere Bürger von Hass erfüllt. Als ich
fortging, dachte ich bei mir: Dieser da glaubt, dass er irgendetwas weiß, obwohl er
nichts weiß.
Ich jedoch - weil ich nichts weiß - glaube, dass ich nichts weiß.
Auf diese Art und Weise suchte ich nach vielen, ob sie etwas wussten.
Schließlich fragte ich die Handwerker. Denn ich bin überzeugt, dass diese mit großer
Weisheit Vieles und Schönes herstellen könne, was ich nicht herstellen kann. Aber
jene glaubten, dass sie, weil sie die bewundernswerten Werke herstellten, auch in den
übrigen Sachen die Weisesten seien, was sie nicht waren.
Lektion 30, Text 1
Wie lebt ein gesunder Mensch?
Ein gesunder Mensch, welcher sowohl bei guter Gesundheit, als auch sein eigener Herr ist, muss keine Gesetze befolgen und benötigt weder einen Arzt, noch eine Physiotherapeuten.
Es gehört sich, dass dieser selbst das Leben auf verschiedene Arten lebt: mal auf dem Land zu sein, mal in der Stadt zu sein, öfter auf dem Feld zu sein; segeln, jagen, manchmal ruhen, aber häufiger trainiert er sich. Er soll die Arbeiten nicht scheuen. Denn die Trägheit schwächt den Körper, Arbeit stärkt ihn; jene (die Trägheit) gibt das frühe Alter, diese (die Arbeit) die lange Jugend zurück.
Es nützt, sich manchmal zu waschen, manchmal kaltes Wasser zu benutzen, mal sich ein zu salben, mal es zu vernachlässigen.
Ein gesunder Mensch muss dieselben Arten von Speisen nehmen, welche das Volk selbst benutzt. Es nützt manchmal in Gesellschaft zu sein, manchmal sich von dieser selben zurückzuziehen. Besser ist es zweimal als einmal am Tag Essen zu sich zu nehmen und immer möglichst viel.
Lektion 30, Text 2
Was gehört zur Kunst des Arztes?
Einem Arzt jedoch, wenn er nichts weiter tut, als wie er meine Hand berührt, wenn er mich auf dieselbe Art und Weise wie die Anderen behandelt, wenn er ohne ein Wohlwollen vorschreibt, was ich tun und vermeiden soll, damit ich gesund bin – schulde ich selbst jenem Arzt keinen Dank, weil er mich nicht als einen Freund sieht, sondern wie einen Käufer.
Lektion 30, Text 3
Einige Sprüche zum Knobeln
1. Wenn zwei dasselbe machen, ist es nicht dasselbe.
2. Der schweigt, der scheint übereinzustimmen.
3. Ein Grundsatz aus dem Strafrecht: Verstoße nicht zweimal gegen dasselbe!
4. Rom hat gesprochen, die Sache ist beendet.
Lektion 31
Text 1
Auffahrunfall ruckwärts
Zwei Mauleselinen zogen zwei beladenen Lastwagen die steile Auffahrt zum Kapitolshügel hinauf.
Die Eseltreiber das vorderen Lastwagens schoben den Lastwagen fleißig und kräftig
mit, um den Weg schnell und einfach zu vollenden. Trotzdem
rollte jeber Lastwagen zurück. Als die Eseltreiber, die zwischen den zwei Lastwagen
waren, aus der Mitrte herausgegangen waren, wurde der hintere Lastwagen von dem
vorderen gerammt. Er rollte zurück, er tötete einen Sklaven, der zufällig
auf dem selben Weg ging.
Der Herr des Sklaven fragte um Rat, ob er gerichtlich vorgehen kann. Es ist geantwortet
worden:
Wenn die Eseltreiber aus eigenem Antrieb aus der Mitte gingen und es deswegen geschah,
dass die Maulesel den Lastwagen nicht zurück halten konnten und er durch die Last selbst zurück-
gezogen wurde, kann gegen den Herrn des Maulesels nicht geklagt werden, sondern
gegen die, die aus der Mitte heraus gegangen waren.
Aber wenn die Mauleselinen vor irgentetwas scheuten und zurückwichen und die Eseltreiber
den Lastwagen verließen, damit sie nicht niedergedrückt werden, kann gegen den
Herrn geklagt werden.
Text 2
Ein Sportunfall
Einige spielten mit dem Ball. Irgendeiner traf den Sklaven heftig, als dieser versuchte den Ball zu fangen. Der Sklave fiel und brach sich das Schienbein.
Es wurde gefragt, ob der Herr des Sklaven, verhandeln kann.
Es wurde geantwortet, dass nicht verhandelt werden kann, weil es scheint, als ob es mehr durch Zufall, als durch Schuld geschehen ist.
Lektion 31, Text 3
Fundsache - oder Diebstahl?
Als ein gewisser Mensch, irgendetwas Fremdes, das auf dem Weg lag, wagte es aufzuheben und mitzunehmen; er war über den Gewinn erfreut. Aber er freute sich nicht lange; denn er wurde des Diebstahls angeklagt, als die Sache erfahren wurde.
Denn wer irgendetwas anderes stielt, damit er Gewinn macht, kann des Diebstahls angeklagt werden, wenn er weiß, wem es gehört, oder wenn er es nicht weiß.
Wenn der Herr es aber freiwillig aufgibt, passiert kein Diebstahl. Denn eine aufgegebene Sache gehört niemandem, so dass in diesem Fall kein Diebstahl geschehen kann.
Lektion 31 Text 4
Geflügelte Worte
Keine Bestrafung ohne Gesetz.
Im Zweifel für den Angeklagten.
Es bleibt immer etwas hängen.
Es möge auch die andere Seite gehört werden.
Höchstes Recht, höchstes Unrecht.
Es geschehe Recht, auch wenn die Welt darüber zu Grunde geht.
Lektion 32
Erasmus von Rotterdam:
Der Abt Antronius besucht Magdalia
Antronius: Wie sehe ich die Möblierung?
Magdalia: Erscheint dir die Möblierung nicht elegant?
Antronius: Es ist gewiss sehr vornehm. - Aber es ist alles voll mit Büchern.
Magdalia: Warum gefallen dir die Bücher nicht?
Antronius: Sie machen das Leben weder besser noch angenehmer.
Magdalia: Dieses gute und angenehme Leben ... Auf welchen Umständen beruht es?
Antronius: Auf dem Schlaf, auf den Gastmählern, auf der Freiheit zu tun, was du wünscht, auf Geld und auf Ehre.
Magdalia: Wenn aber Gott diesen Sachen Weisheit hinzufügt, ist das Leben etwa nicht angenehmer? Ist Weisheit nicht besser als Unwissenheit?
Antronius: Was nennst du Weisheit?
Magdalia: Es ist Sache eines Weisen zu erkennen, dass ein Mensch nicht glücklich ist, ohne Güter des Geistes; dass Reichtum und Ehren ihn weder glücklicher noch größer noch besser machen.
Antronius: Die Menschen werden nicht glücklicher durch deine Weisheit. Welche ich nicht gutheiße. Besser und angenehmer ist jagen oder Würfel spielen. Am besten jedoch und angenehmsten ist es bei Gastmählern zu sein, Wein zu trinken, Gespräche zwischen Freunden zu haben.
Magdalia: Was aber, wenn es mir angenehmer ist einen guten Autor zu lesen, als dir zu jagen, als viel Wein zu trinken oder mit den Würfeln zu spielen? Werde ich dir etwa nicht angenehm zu leben erscheinen?
Antronius: So jedoch würde ich nicht leben. Dieses Leben scheint mir sogar am elendigsten zu sein. - Ich jedenfalls billige nicht, dass meine Mönche Bücher lesen.
Magdalia: Warum billigst du dies nicht?
Antronius: Je gebildeter, desto frecher sind sie: Sie hören nicht auf, mit Wörtern zu streiten. Ich will jedenfalls nicht, dass jemand meiner Leute gebildeter ist, als ich.
Magdalia: -
Antronius: Ich sehe da aber auch lateinische Bücher! Es ist selten, dass Frauen Latein können. Diese Sprache gehört sich für Frauen am wenigsten.
Magdalia: Warum?
Antronius: Die lateinischen Dichter verkünden immer laut die Liebe, sie beseitigen den Scham, sie verachten die Götter. Dadurch geschieht, dass Frauen nicht mehr gehorchen und ihre Pflichten sehr leicht vergessen. Sie vernachlässigen die Ehemänner, die Kinder und die häusliche Sache. Vertrauter Umgang mit lateinischen Büchern bringt Wahnsinn hervor. Denn diese Bücher nehmen den Frauen viel Verstand weg - und ihnen ist schon zu wenig übrig.
Magdalia: Ich weiß nicht, wieviel Vernunft euch übrig bleibt, aber ich werde fortfahren meinen Verstand zu benutzen, auch wenn er gering ist: Ich möchte lieber unvernünftig als dumm sein.
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